Vielfalt im Weinberg
Biodiversität ist ein Prozess, vielmehr als ein Resultat. Es ist ein Wachsen und ein zueinander hin Kommunizieren und ein immer neues Finden von Gleichgewicht.
Vielfalt umfasst Pflanzen verschiedenster Arten, Verhalten und Gaben, Insekten und Tiere, die da kreuchen und fleuchen über und unter der Erde. Nicht zuletzt aber gehört der Mensch zur Biodiversität, mit seinem Schaffen und Streben nach Ertrag. Ja, aber mehr noch mit seinem Wünschen und seiner Liebe zur Schönheit.
Dieses Zusammenspiel erschafft das Gemeingut. Das da besteht aus den Leistungen für die Allmende. Für das, was der Gemeinschaft zur Nutzung gehört. Die Allmende umfasst die Schätze, die uns unsere Vorfahren als Mitgift hinterlassen haben. Klares Wasser, fruchtbaren Boden, lebendige Luft, Schönheit in der Kulturlandschaft, Stille, Artenvielfalt. Wir bekennen uns zu einer nachhaltigen Landwirtschaft und pflegen so die Ressourcen des Gemeingutes: Den fruchtbaren Boden, den wir ohne Maschinen bestellen, das saubere Wasser, das wir nicht mit Chemikalien belasten, ein erholsames Landschaftsbild, wo wir die Monokultur der Rebberge aufbrechen und mehr Lebensräume für vielfältigere Arten schaffen.
Wir auf dem Gemeinschaftshof biolenz nehmen es uns zu Herzen die Gesundheit eines Grossen Ganzen durch Beweglichkeit und breite Abstützung zu stärken. An der Biodiversität ist nicht nur die Vielfalt von Pflanzen und Tieren beteiligt, sondern der Mensch und sein kulturelles Schaffen bei der Erzeugung von Lebensmitteln. Darum bewegt uns eine Biodiversität zweiter Ordnung. Diesen Plan dokumentieren wir am Iselisberg mit einer botanischen Jahrgangs-Tafel. Die Namen der Reben sind in Steine gemeisselt und die Namen der Kräuter auf Steine und Hölzer gemalt. Mit den individuellen Namen der Menschen, die sich auf den Stützen der Reben eingeschrieben haben und damit den Pflanzen Beistand leisten, sind neue Herzensbeziehungen entstanden.
Mauswiesel haben ihren Bau
Das Mauswiesel ist das kleinste einheimische Raubtier. Um es wieder am Iselisberg anzusiedeln und um die grosse Population von Mäusen natürlich zu regulieren ist dieser Mauswieselbau in unserem Weinberg entstanden. Die natürliche Regulierung des Mäusebestandes durch das bedrohte Mauswiesel stellt die natürlichen Kreisläufe wieder her. Biodiversität vereint die natürlichen Kreisläufe auf und mit der landwirtschaftlichen Kultur und Praxis.
Davon ziehen auch andere bedrohte Arten, wie die vom Aussterben bedrohte Zauneidechse ihren Nutzen. Durch die Steinmauern, Steinhaufen, Asthaufen und Altgrasstreifen werden vielfältige Lebensräume für Kleintiere geschaffen. Somit schaffen wir Möglichkeiten für ein natürliches Gleichgewicht.
Mongolische Steppenkamele
Bora und Ninifeh sind zwei Kamelstuten, die 2007 in Susten VS und in Brigels GR geboren sind. Zusammen mit dem Hengst vom Plättli Zoo in Frauenfeld, der sporadisch bei uns zu Besuch ist, haben sie die beiden Kamelmädchen Jamal und Amaliseth auf unserem Land zur Welt gebracht. Die Aufgabe dieser Herde ist es, die Herzen der Menschen zu erreichen, Langmut und Gleichmut auszustrahlen und mit ihrer Genügsamkeit gegen die Gier zu wirken. Ihr Dung ist die Nahrung der Reben und Pflanzen im Weinberg und bringt Biomasse in das Erdreich. Im lockeren Boden erwarten ihn die Regenwürmer mit ihren Helfern und verankern diese Kraft im Wurzelreich. Humusbildung vom Feinsten.
Boden bereiten
Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen und alle Schmetterlingsblütler gehören zu den Leguminosen. Diese Gewächse bilden im Wurzelbereich weisse Knöllchen, in denen Stickstoff aus der Luft in den Boden eingebunden wird. Die Pflanze düngt also den Boden, in dem sie wächst, auch für andere Pflanzen. Im Wurzelbereich befindet man sich in einem höchst kommunizierenden Feld. Die Wurzeln sind nicht nur Einbahnen für Nahrung und Wasser, sie geben auch ihr eigenes Vermögen in den Boden. Das, was sie durch Spriessen und Blühen erschaffen – aus der Luft greifen – verdinglichen sie im Boden wieder.